Der „Perlenschieber“ ist eine Erfindung von Gritje Zerndt nach einer Idee Maria Montessoris.

Eigentlich spricht Maria Montessori (s.u.) von einer "Perlenkette", mit deren Hilfe man es beim Beobachten der Kinder besser schaffen könne, seine Impulse, helfend einzugreifen, zu unterdrücken. Zudem könne man dann anschließend ablesen, wie oft man diesen Impuls erfolgreich unterdrücken konnte.


 Diese Idee habe ich in die Ausbildungskurse eingebaut. Die TeilnehmerInnen haben sie inzwischen bereits mehrfach am Arbeitsplatz erprobt. Auch die Kinder selbst arbeiten teilweise mit den Perlenschiebern, wenn es z.B. darum geht, etwas Schwieriges zu unterlassen und dann stolz zu sein auf das Geschaffte, das man sonst ja nicht sichtbar machen kann.

Ich zeige den Perlenschieber® mit 10 Perlen, wenn möglich mit goldenen Perlen. Aber das ist nicht entscheidend.
Der Perlenschieber® wird meist an die Gürtelschlaufe der Hose angehängt und ist so immer einsatzbereit.

Und dies ist der Trick:
Zunächst schiebt man jeweils eine Perle, wenn man es schafft, etwas NICHT zu tun (z.B. sich einzumischen, einen Fehler zu korrigieren, mal schnell eben für ein Kind aufzuräumen... - was immer man mit sich selbst verabredet hat zu unterlassen). Anschließend kann man sich selbst auf die Schulter klopfen, wenn man viele Perlen geschoben hat.

Nach und nach sollte es einem dadurch gelingen, dass die Impulse immer seltener auftreten. Dann darf man sich immer wieder auf die Schulter klopfen, weil es nun allmählich weniger Perlen werden, die man schieben musste.

Gut darf man sich also immer fühlen. Der „Perlenschieber“ ist Gold wert!

Wer ihn nachbauen möchte, kann sich die »Bauanleitung per Animation anschauen, es ist sehr einfach. Schauen Sie sich dazu auch die Bildergalerie »Perlenschieber an.


Maria Montessori: Über das Beobachten

"Wir sind so davon überzeugt, dass unsere Handlungen immer für andere nützlich sind, so gewiss, dass wir etwas gut machen, was andere schlecht machen, so gewiss, dass wir etwas vollenden können, was unvollendet ist. Und da gewöhnlich diese Impulse als gut angesehen werden, so haben wir nie geübt, sie zu kontrollieren.

(...)

Ich schlug einigen Lehrern vor, eine Perlenkette zu nehmen, und jedes Mal, wenn sie den Impuls hätten, sich einzumischen, eine Perle beiseite zu schieben. Von Tag zu Tag würde man sich auf diese Weise selbst beobachten, bis man zu dem Punkt käme, dass man keine Perle mehr schieben müsste.

Dann würden wir finden, dass wir eine große Stille und Ruhe erlangt hätten, und vielleicht hätten wir uns innerlich gewandelt.

Jedenfalls hätten wir gelernt, dass fast alle Impulse, zu handeln, unnötig sind. Wir werden sehen, dass mit Hilfe von Anstrengung dem Kind, wenn es auch lange Zeit braucht und Schwierigkeiten bei einer Aufgabe hat, diese doch meist gelingt; es findet auch den Fehler, den es am Anfang nicht sah. Wenn wir gehandelt hätten, so hätten wir das alles nicht beobachtet, und dem Kind hätte die Gelegenheit gefehlt, seine Arbeit mit Hilfe seiner Kraft zu vollenden.

Es wird ein großer Trost für sie ein, zu entdecken, dass das Kind in sich eine viel größere Macht hat, als wir uns vorstellen. Vielleicht wird in diesem Augenblick in uns ein intensives Interesse für das Kind geboren."

(Aus einem Vortrag vor Ausbildungsschülerinnen; M. Montessori: Grundlagen meiner Pädagogik. Wiebelsheim, Quelle & Meyer Verlag, 1965. S.24ff.)